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Warum „Open Source“ das Ziel Freie Software verfehlt

Die Begriffe Freie Software und Open Source stehen für fast die gleiche Programmvielfalt. Sie sagen jedoch grundlegend unterschiedliche Dinge über diese Programme, die auf unterschiedlichen Werten basieren. Die Freie-Software-Bewegung setzt sich für die Freiheit der Rechnernutzer ein; sie ist eine Bewegung für Freiheit und Gerechtigkeit. Im Gegensatz dazu schätzt die Open-Source-Idee vor allem den praktischen Nutzen und setzt sich nicht für Prinzipien ein. Deshalb stimme wir mit „Open Source“ nicht überein und gebrauchen diesen Begriff nicht.

Wenn wir Software frei nennen, verstehen wir darunter, dass sie wesentliche Freiheiten der Nutzer respektiert: die Freiheit, sie auszuführen, sie zu untersuchen und zu ändern und Kopien mit oder ohne Änderungen weiterzuverbreiten. Dies ist eine Frage der Freiheit, nicht des Preises, denken Sie also an Redefreiheit, nicht Freibier.

Diese Freiheiten sind von entscheidender Bedeutung. Sie sind nicht nur für das Wohl des Einzelnen wichtig, sondern für die Gesellschaft als Ganzes, weil sie die soziale Solidarität fördert ‑ also gemeinsame Nutzung und Zusammenarbeit. Sie werden umso wichtiger, da immer größere Bereiche unserer Kultur und unseres Lebens zunehmend digitalisiert werden. In einer Welt der digitalen Klänge, Bilder und Worte wird freie Software immer wichtiger für die Freiheit im Allgemeinen.

Millionen von Menschen auf der ganzen Welt nutzen heute freie Software; die öffentlichen Schulen einiger Regionen Indiens und Spaniens lehren allen Schülerinnen und Schülern die Verwendung des freien Betriebssystems GNU/Linux. Die meisten dieser Nutzer haben jedoch noch nie von den ethischen Gründen gehört, die uns zur Entwicklung des Betriebssystems und zum Aufbau der Freie-Software-Gemeinschaft bewegten, denn heutzutage wird dieses System und diese Gemeinschaft öfter als „Open Source“ bezeichnet und einer anderen Philosophie zugeschrieben, in der diese Freiheiten kaum erwähnt werden.

Die Freie-Software-Bewegung kämpft seit 1983 für die Freiheit der Rechnernutzer. Im Jahre 1984 starteten wir die Entwicklung des freien Betriebssystems GNU, um unfreie Betriebssysteme meiden zu können, die die Freiheit der Nutzer zurückweisen. Während der 1980er entwickelten wir die meisten der wesentlichsten Komponenten des Systems und entwarfen und gaben sie unter der GNU General Public License (GPL) ‑ eine Lizenz ausdrücklich dafür entworfen, um die Freiheit aller Programmnutzer zu schützen ‑ frei.

Allerdings fanden sich nicht alle Freie-Software-Nutzer und -Entwickler in den Zielen der Freie-Software-Bewegung wieder. Im Jahre 1998 splittete sich ein Teil der Freie-Software-Bewegung ab und begann eine Kampagne unter dem Namen „Open Source“. Dieser Begriff wurde ursprünglich vorgeschlagen, um einem möglichen Missverständnis des Begriffs Freie Software vorzubeugen. Doch schon bald wurde er mit philosophischen Ansichten in Verbindung gebracht, die sich von denen der Freie-Software-Bewegung gänzlich unterschieden.

Einige der Open-Source-Befürworter betrachteten sie als „Marketing-Kampagne für freie Software“, welche an Geschäftsleute appellieren würde, die praktischen Vorteile der Software hervorhebend, ohne sich um Fragen von Recht und Unrecht zu kümmern, die diese vielleicht ungern hören. Andere Anhänger lehnten die ethischen und sozialen Werte der Freie-Software-Bewegung schlichtweg ab. Unabhängig ihrer Ansichten ihres Open-Source-Engagements wurden die Werte weder zitiert noch befürwortet. Der Begriff „Open Source“ wurde schnell mit Ideen und Argumenten assoziiert, die nur auf praktische Werte basieren, wie z.B. der Herstellung oder dem Besitz leistungsfähiger, zuverlässiger Software. Die meisten Diskussionen über „Open Source“ achten nicht auf Recht und Unrecht, sondern nur auf Popularität und Erfolg; hier ein typisches Beispiel. Eine Minderheit der Open-Source-Anhänger sagt heute, dass Freiheit Teil des Problems ist, aber sie fallen unter den vielen, die es nicht tun, nicht sehr auf.

Die beiden beschreiben nun fast die gleiche Softwarekategorie, stehen aber für Ansichten, die auf grundlegend unterschiedlichen Werten basieren. Für die Freie-Software-Bewegung ist Freie Software ein ethischer Imperativ, der die Freiheit der Nutzer wesentlich respektiert. Im Gegensatz dazu betrachtet die Open-Source-Philosophie Fragen, wie man Software „besser“ machen kann ‑ in einem rein praktischen Sinne. Es besagt, dass unfreie Software eine unterlegene Lösung für das anstehende praktische Problem sei.

Für die Freie-Software-Bewegung ist unfreie Software jedoch ein soziales Problem, und die Lösung ist sie nicht mehr zu benutzen und auf Freie Software umzusteigen.

Freie Software. Open Source. Wenn es dieselbe Software ist (oder annähernd), spielt es da eine Rolle, welchen Namen man verwendet? Ja, denn unterschiedliche Wörter vermitteln unterschiedliche Vorstellungen. Während ein freies Programm unter irgendeinem anderen Namen einem heute dieselbe Freiheit gewähren würde, hängt der dauerhafte Erhalt aber vor allem davon ab, Menschen den Wert der Freiheit zu lehren. Wenn Sie mithelfen wollen, ist es von wesentlicher Bedeutung von Freie Software zu sprechen.

Die Freie-Software-Bewegung sieht im Open-Source-Lager nicht den Feind; der Feind ist proprietäre (unfreie) Software. Aber wir möchten den Menschen wissen lassen, dass wir für Freiheit eintreten, also nicht akzeptieren fälschlicherweise als Open-Source-Anhänger gehalten zu werden.

Praktische Unterschiede zwischen Freie Software und Open-Source-Software

In der Praxis steht Open Source für Kriterien, die ein wenig lockerer als Freie Software sind. Soweit wir wissen, würde sämtlicher freigegebene Freie-Software-Quellcode die Voraussetzungen von Open Source erfüllen. Beinahe sämtliche Open-Source-Software ist Freie Software, aber es gibt Ausnahmen:

Erstens sind einige Open-Source-Lizenzen zu restriktiv, sie erfüllen also nicht die Voraussetzungen für freie Lizenzen. Open Watcom ist beispielsweise unfrei, weil dessen Lizenz nicht erlaubt eine modifizierte Version zu erstellen und es privat zu benutzen. Glücklicherweise verwenden nur wenige Programme diese Lizenzen.

Zweitens, wenn der Quellcode eines Programms eine schwache Lizenz aufweist, eine ohne Copyleft, können seine ausführbaren Dateien zusätzliche unfreie Bedingungen enthalten. Microsoft macht dies beispielsweise mit Visual Studio.

Wenn diese ausführbaren Dateien den freigegebenen Quellcode vollständig entsprechen, gelten sie als Open Source, nicht aber als Freie Software. In diesem Fall können Benutzer jedoch den Quellcode kompilieren, um freie ausführbare Dateien zu erstellen und zu verteilen.

Letztendlich, und in der Praxis am wichtigsten, enthalten viele Produkte Prüfsignaturen von Rechnern in ihren ausführbaren Programmen, um Benutzer davon abzuhalten, abweichende ausführbare Dateien zu installieren. Nur ein privilegiertes Unternehmen kann ausführbare Dateien erstellen, die auf dem Gerät lauffähig sind oder mit vollem Funktionsumfang darauf zugreifen können. Wir nennen diese Geräte Tyrannen, und die Praxis wird „Tivoisierung“ (von TiVo, einer Festplatten-Set-Top-Box, bei der wir das erstmals beobachteten) genannt. Selbst wenn das ausführbare Programm aus freiem Quellcode entstanden ist und nominell über eine freie Lizenz verfügt, können Benutzer modifizierte Versionen davon nicht ausführen ‑ die ausführbare Datei ist de facto unfrei.

Viele Android-Produkte enthalten unfreie tivoisierte ausführbare Dateien von Linux, obwohl ihr Quellcode unter der GNU GPL, Version 2, steht. Wir haben die GNU GPL, Version 3, konzipiert, um diese Praxis zu verbieten.

Die Open-Source-Kriterien beziehen sich einzig auf die Lizenzierung des Quellcodes. Somit sind diese unfreien ausführbaren Dateien, wenn sie aus Quellcode wie beispielsweise Linux, der Open Source und frei ist, erstellt werden, quelloffen, aber nicht frei.

Häufige Missverständnisse von Freie Software und Open-Source-Software

Der Begriff Freie Software ist anfällig für Fehlinterpretationen: eine unbeabsichtigte Bedeutung, Software, die man kostenlos erhält, passt ebenso gut wie die beabsichtigte Bedeutung, Software, die dem Nutzer gewisse Freiheiten gewährt. Wir sprechen dieses Problem mit Veröffentlichung der Freie-Software-Definition und den Worten „Denk’ an Redefreiheit, nicht Freibier“ an. Das ist keine perfekte Lösung; sie kann das Problem nicht völlig ausräumen. Ein eindeutiger und richtiger Begriff wäre besser, wenn er nicht andere Probleme darstellt.

Unglücklicherweise haben alle Alternativen im Englischen Ihre eigenen Probleme. Wir haben uns viele Vorschläge von Personen angeguckt, aber keine ist so eindeutig richtig, dass eine Änderung eine gute Idee wäre (z. B. funktioniert in bestimmten Zusammenhängen das französische und spanische Wort libre gut, aber Menschen in Indien können damit nichts anfangen). Jede vorgeschlagene Ersetzung bringt irgendein semantisches Problem mit sich ‑ und schließt Open-Source-Software ein.

Die offizielle Open-Source-Definition (welche von der Open Source Initiative veröffentlicht wird und zu lang ist, um sie hier zu zitieren) wurde indirekt von unseren Kriterien für Freie Software abgeleitet. Doch ist sie nicht identisch. In mancher Hinsicht ist sie ein wenig lockerer. Dennoch stimmt die Definition in den meisten Fällen mit unserer überein.

Doch die offensichtliche Bedeutung für den Begriff Open-Source-Software ‑ und die meisten Personen scheinen zu glauben er würde es bedeuten ‑ ist: Sie können sich den Quellcode ansehen. Dieses Kriterium ist viel schwächer als die Freie-Software-Definition, auch viel schwächer als die offizielle Open-Source-Definition. Sie schließt viele Programme ein, die weder freier noch öffentlich zugänglicher Quellcode sind.

Da die offensichtliche Bedeutung für „Open Source“ nicht die ist, die deren Befürworter beabsichtigen, ist das Ergebnis, dass die meisten Menschen den Begriff missverstehen. So definiert der Schriftsteller Neal Stephenson: Linux ist >Open-Source-Software bedeutet schlichtweg, dass jeder Kopien der Quellcodedateien erhalten kann. Ich glaube nicht, dass er die offizielle Definition absichtlich ablehnen oder in Frage stellen wollte. Ich denke, er hat einfach die Konventionen der englischen Sprache angewandt, um sich der Bedeutung des Begriffes zu nähern. Der US-Bundesstaat Kansas veröffentlichte eine ähnliche Definition: Nutzen Sie Open-Source-Software (OSS). OSS ist Software, für die der Quellcode frei und öffentlich verfügbar ist, wobei sich einzelne Lizenzvereinbarungen unterscheiden, wie man den Quellcode nutzen darf.

Die New York Times veröffentlichte 2009 einen Artikel (The Brave New World of Open-source Game Design), der die Bedeutung des Begriffs dehnt, um auf Betatests ‑ einige Nutzer testen eine Vorversion und geben vertrauliche Rückmeldungen ‑ aufmerksam zu machen, die Entwickler proprietärer Software seit Jahrzehnten praktizieren.

Der Begriff wurde sogar auf Entwürfe für Geräte ausgeweitet, die ohne ein erteiltes Patent veröffentlicht wurden. Patentfreie Entwürfe von Geräten können lobenswerte Beiträge für die Gesellschaft sein, der Begriff Quellcode bezieht sich jedoch nicht darauf.

Open-Source-Anhänger versuchen dem zu begegnen, indem sie auf ihre offizielle Definition verweisen, aber dieser nachbessernde Ansatz ist für sie weniger effektiv als für uns. Der Begriff Freie Software hat zwei natürliche Bedeutungen, eine davon die beabsichtigte, die eine Person, die den Gedanken von Redefreiheit, nicht Freibier verstanden hat, nicht wieder falsch verstehen wird. Aber der Begriff „Open Source“ hat nur einen natürlichen Sinn, der sich von der beabsichtigten Bedeutung seiner Anhänger unterscheidet. Es gibt also keine prägnante Art und Weise die offizielle Definition zu erklären oder zu rechtfertigen. Das vertieft die Verwirrung.

Ein weiteres Missverständnis von „Open Source“ ist der Gedanke, dass es nicht unter Verwendung der GNU GPL bedeuten würde. Dieser scheint von einem weiteren Missverständnis begleitet zu sein, Freie Software wäre GNU GPL lizenzierte Software. Diese sind beide falsch, da sich die GNU GPL als Open-Source-Lizenz qualifiziert und sich die meisten der Open-Source-Lizenzen als Freie-Software-Lizenzen qualifizieren. Es gibt viele freie Softwarelizenzen neben der GNU GPL.

Der Begriff „Open Source“ wurde durch seine Anwendung auf andere Aktivitäten wie Regierung, Bildung und Wissenschaft weiter gedehnt, wo es etwas wie Quellcode nicht gibt und wo Kriterien für Softwarelizenzierung einfach nicht relevant sind. Das einzige, was diese Aktivitäten gemein haben, ist, dass sie irgendwie Menschen einladen teilzunehmen. Sie dehnen den Begriff so weit, dass er nur noch teilnehmend oder durchsichtig oder weniger als das bedeutet bedeutet. Schlimmstenfalls ist es ein ausdrucksloses Modewort geworden.

Unterschiedliche Werte können zu ähnlichen Schlussfolgerungen führen … aber nicht immer

In den 1960er Jahren hatten radikale Gruppen den Ruf der Fraktionsbildung: einige Organisationen spalteten sich wegen Meinungsverschiedenheiten über Strategiedetails ab, und beide Gruppierungen behandelten sich gegenseitig trotz ähnlicher grundlegender Ziele und Werte als Feinde. Der rechte Flügel machte sich dies zunutze, um den gesamten Linken zu kritisieren.

Einige versuchen, die Freie-Software-Bewegung durch den Vergleich unserer Meinungsverschiedenheit mit Open Source auf die Unstimmigkeiten dieser radikalen Gruppen zu verunglimpfen. Das sehen sie verkehrt. Wir widersprechen dem Open-Source-Lager in grundlegenden Zielen und Werten, aber deren und unsere Ansichten führen in vielen Fällen zum gleichen praktischen Verhalten ‑ wie der Entwicklung freier Software.

Als Folge arbeiten Menschen der Freie-Software-Bewegung und des Open-Source-Lagers häufig an praktischen Projekten, wie der Softwareentwicklung, zusammen. Es ist bemerkenswert, dass unterschiedliche philosophischen Ansichten so häufig verschiedene Personen motivieren können, am gleichen Projekt zusammenzuarbeiten. Dennoch gibt es Situationen, wo diese grundsätzlich unterschiedlichen Ansichten zu sehr unterschiedlichen Aktionen führen.

Der Gedanke von Open Source ist, Benutzern das Ändern und Weiterverbreiten von Software zu erlauben, um sie leistungsfähiger und zuverlässiger zu machen. Aber das ist nicht garantiert. Entwickler proprietärer Software sind nicht notwendigerweise inkompetent. Manchmal stellen sie ein Programm her, das leistungsfähig und zuverlässig ist, obwohl es die Freiheit der Benutzer nicht respektiert. Freie-Software-Aktivisten und Open-Source-Enthusiasten reagieren darauf sehr unterschiedlich.

Ein reiner Open-Source-Enthusiast, der nicht von Idealen freier Software beeinflusst wurde, wird sagen: „Ich bin überrascht, dass Sie das Programm, ohne unsere Entwicklungsmodell zu benutzen, so gut machen konnten, aber haben es geschafft! Wie bekomme ich eine Kopie?“ Diese Einstellung belohnt Muster, die unsere Freiheit nehmen und zu dessen Verlust führt.

Der Freie-Software-Aktivist wird sagen: „Ihr Programm ist zwar sehr attraktiv, aber ich schätze meine Freiheit mehr. Also weise ich Ihr Programm zurück. Ich werde meine Arbeit auf eine andere Weise erledigen und stattdessen ein Projekt unterstützen, um einen freien Ersatz zu entwickeln.“ Wenn wir unsere Freiheit wertschätzen, können wir diese durch unser Handeln erhalten und verteidigen.

Leistungsstarke und zuverlässige Software kann schlecht sein

Der Gedanke, dass wir leistungsstarke und zuverlässige Software wollen, kommt von der Annahme, dass die entwickelte Software seinen Nutzern dienen soll. Ist sie zuverlässig und leistungsstark, dient sie dem Nutzer besser.

Aber man kann von einer Software nur sagen sie diene dem Nutzer, wenn sie dessen Freiheiten respektiert. Was, wenn die Software entwickelt wurde, um Nutzern Ketten anzulegen? Dann bedeuten Leistungsstärke enge Ketten anzulegen und Zuverlässigkeit, dass sie schwieriger zu entfernen sind. Bösartige Funktionen, wie das Ausspionieren und Beschränkungen des Nutzers, Hintertüren und erzwungene Aktualisierungen sind in proprietärer Software verbreitet, und einige Open-Source-Anhänger wollen hier gleichziehen.

Unter dem Druck der Film- und Musikindustrie wird Software speziell für Endanwender konzipiert, um sie zu beschränken. Diese bösartige Funktion ist als Digitale Beschränkungsverwaltung (DRM) bekannt (siehe auch DefectiveByDesign.org) und ist die Antithese im Geiste der Freiheit, die Freie Software zum Ziel hat. Und nicht nur im Geiste: denn das Ziel von DRM ist Ihre Freiheit mit Füßen zu treten. DRM-Entwickler versuchen damit, es schwer, unmöglich oder sogar strafbar zu machen, wenn Nutzer Software, die DRM implementiert hat, zu verändern.

Dennoch haben einige Open-Source-Anhänger „quelloffene DRM“-Software vorgeschlagen. Ihre Idee dahinter ist, durch Veröffentlichung des Programmquellcodes den Zugriff auf verschlüsselte Medien zu beschränken und durch die Möglichkeit der Änderung leistungsstarke und zuverlässigere Software zu entwickeln, um Nutzer wie Sie zu beschränken. Die Software würde anschließend in Geräten ausgeliefert werden, die Nutzern nicht erlauben, sie zu ändern.

Diese Software könnte öffentlich zugänglicher Quellcode sein und auch das Open-Source-Entwicklungsmodell verwenden, aber es wird keine Freie Software, da sie nicht die Freiheit des Nutzers respektiert, der sie tatsächlich ausführt. Wenn es dem Open-Source-Entwicklungsmodell gelingt, diese Software noch leistungsstärker und zuverlässiger zu machen, macht das die Sache noch schlimmer.

Angst vor Freiheit

Die anfängliche Hauptmotivation derer, die das Open-Source-Lager von der Freie-Software-Bewegung spalteten, waren die ethischen Vorstellungen von Freie Software, die manche Leute unruhig machte. Das stimmt: Ethische Fragen wie Freiheit anzusprechen, über Verantwortungen als auch über Bequemlichkeit zu sprechen, ist Menschen auffordern, über Dinge nachzudenken, die sie vorzugsweise lieber ignorieren würden, bspw. ob ihr Verhalten ethisch vertretbar ist. Dies kann Unbehagen auslösen und manche Menschen verschließen lieber ihre Augen davor. Daraus folgt nicht, dass wir aufhören sollten, über diese Themen zu sprechen.

Dazu haben sich Open-Source-Befürworter allerdings entschlossen. Sie dachten, indem sie Ethik und Freiheit verschweigen und nur über die unmittelbaren praktischen Vorteile bestimmter freier Software sprechen, könnten sie bestimmten Nutzern, insbesondere Geschäftskunden, Software erfolgreicher verkaufen.

Wenn Open-Source-Befürworter über irgendetwas Tieferes sprechen als das, ist das gewöhnlich die Vorstellung, der Menschheit ein Quellcode-„Geschenk“ zu machen. Dies als eine besonders gute Tat präsentierend, über das hinaus was moralisch erforderlich ist, setzt voraus, dass die Verteilung proprietäre Software ohne Quellcode moralisch legitim sei.

Dieser Ansatz erwies sich als effektiv, mit seinen eigenen Bedingungen. Die Rhetorik von Open Source hat viele Firmen und Privatpersonen überzeugt, freie Software zu nutzen und sogar zu entwickeln, die unsere Gemeinschaft erweitert hat ‑ aber nur auf einer oberflächlichen, praktischen Ebene. Die Philosophie von Open Source, mit ihren rein praktischen Werten, verhindert das Verständnis tiefergehender Gedanken von freier Software; sie führt viele Menschen in unsere Gemeinschaft, aber lehrt nicht, sie zu verteidigen. Das ist gut, soweit es geht, jedoch nicht gut genug, um unsere Freiheit zu sichern. Nutzer für Freie Software zu begeistern führt sie nur ein Stück des Weges, um Verteidiger Ihrer eigenen Freiheit zu werden.

Früher oder später werden diese Anwender aufgefordert, wieder auf proprietäre Software umzusteigen. Zahlreiche Unternehmen bemühen sich, manche bieten sogar kostenlose (Programm-)Kopien an. Warum sollte der Endanwender ablehnen? Nur, wenn sie die Freiheit schätzen gelernt haben, die ihnen Freie Software gibt, Freiheit als solches mehr schätzen als technischen und praktischen Komfort. Um diese Idee zu verbreiten, müssen wir über Freiheit reden. Ein gewisses Maß des Schweigens gegenüber Firmen kann für die Gemeinschaft nützlich sein, aber wird gefährlich, wenn das so normal wird, dass unsere Freiheitsliebe exzentrisch erscheint.

In genau dieser gefährlichen Situation befinden wir uns jetzt. Die meisten Menschen, die sich mit freier Software beschäftigen, insbesondere Distributoren, sprechen wenig über Freiheit ‑ i. d. R. um von „Geschäftskunden akzeptiert“ zu werden. Beinahe alle Distributionen des GNU/Linux-Betriebssystems fügen dem freien Basissystem proprietäre Pakete hinzu und fordern die Nutzer auf, dies eher als Vorteil und nicht Makel zu betrachten.

Proprietäre Add-on-Software und teilweise unfreie GNU/Linux-Distributionen finden fruchtbaren Boden, denn die meisten unserer Gemeinschaft bestehen nicht auf Freiheit in ihrer Software. Das ist kein Zufall. Die meisten der GNU/Linux-Nutzer lernen das System über „Open Source“-Diskussionen kennen, in denen nicht die Rede von Freiheit das Ziel ist. Praktiken, die die Freiheit nicht aufrechterhalten wollen und Worte, die nicht über Freiheit sprechen, gehen Hand in Hand und jede fördert die andere. Um diese Tendenz zu überwinden, müssen wir mehr, nicht weniger, über Freiheit sprechen.

FLOSS und FOSS

Die Begriffe FLOSS (‚Free Libre Open Source Software‘) und FOSS (‚Free Open Source Software‘) werden als eine Möglichkeit verwendet, um sich neutral zwischen Freie Software und Open-Source-Software zu verhalten. Sollte Neutralität das Ziel sein, ist FLOSS von beiden besser geeignet, denn er ist wirklich neutral. Aber wenn man für Freiheit eintreten möchte, ist ein neutraler Begriff nicht der richtige Weg. Für Freiheit eintreten bedeutet Ihre Unterstützung für Freiheit zu zeigen.

Rivalen für Mindshare

Frei und offen sind für Mindshare, eine weltweit tätige Komplettdienstleister-Media- und Marketingagentur, rivalisierend. Freie Software und Open-Source-Software sind verschiedene Konzepte, aber ‑ so wie die Betrachtung der meisten Menschen auf Software ist ‑ sie konkurrieren um die gleiche konzeptionelle Schiene. Wenn sich die Menschen daran gewöhnt werden „Open-Source“ zu sagen und zu denken, ist das ein Hindernis die Philosophie der Freie-Software-Bewegung zu ergreifen und darüber nachzudenken. Sofern sie sich uns und unserer Software nicht bereits mit dem Wort „Open“ assoziieren, müssen wir sie vielleicht intellektuell erschüttern, bevor sie erkennen, dass wir für etwas anderes eintreten. Alles, was das Wort „Open“ fördert, neigt dazu, den Schleier, der die Vorstellungen der Freie-Software-Bewegung verbirgt, zu vergrößern.

Freie-Software-Aktivisten sind daher gut beraten die Arbeit an einer Aktivität, die sich „Open“ nennt, abzulehnen. Selbst wenn die Aktivität an und für sich gut ist, fügt jeder gemachte Beitrag durch promoten der Open-Source-Idee nebenbei einen kleinen Schaden zu. Es gibt genug andere gute Aktivitäten, die sich frei bzw. libre nennen. Jeder Beitrag zu jenen Projekten ist nebenbei eine kleine zusätzliche Leistung. Mit so vielen nützlichen Projekten zur Auswahl, warum nicht eins wählen, was eine besonders gute zusätzliche Leistung ist?

Schlussfolgerung

Da die Open-Source-Befürworter neue Nutzer in unsere Gemeinschaft anziehen, müssen wir als Freie-Software-Aktivisten die Aufgabe schultern um auf die Angelegenheit Freiheit aufmerksam zu machen. Wir müssen sagen: „Es ist Freie Software und gibt Freiheit!“ Mehr und lauter als je zuvor. Jedes Mal, wenn man Freie Software statt „Open Source“ verwendet, hilft man unserer Sache.

Anmerkung

Lakhani und Wolfs Abhandlung über die Motivation von Freie-Software-Entwicklern besagt, dass ein beachtenswerter Teil von der Ansicht motiviert wird, Software solle frei sein. Dies ungeachtet der Tatsache, dass Entwickler auf SourceForge, eines Webauftritts, bei dem nicht die Ansicht geteilt wird, dass dies eine ethische Angelegenheit ist, befragt wurden.