Dieses Werk ist eine Übersetzung aus dem Englischen.

Unvollkommenheit ist nicht das Gleiche wie Unterdrückung

Wenn einem freien Programm Funktionen fehlen, die Nutzer wünschen, ist das bedauerlich. Wir halten dazu an hinzuzufügen, was vermisst wird. Einige würden sogar noch weiter gehen und behaupten, dass ein Programm nicht einmal Freie Software sei, wenn es an bestimmter Funktionalität mangelt ‑ dass es Nutzern Freiheit 0 (der Freiheit, das Programm auszuführen wie man möchte) oder den Gebrauch, der nicht unterstützt wird, versagt. Dieses Argument ist fehl am Platz, denn es basiert darauf Leistungsfähigkeit mit Freiheit und Unvollkommenheit mit Unterdrückung zu identifizieren.

Jedes Programm hat zwangsläufig bestimmte Funktionalitäten, und es fehlt an anderen, die wünschenswert wären. Es gibt einige Aufgaben, die es erledigen kann, und andere, die es nicht ohne weiteres Zutun erledigen kann. Das liegt in der Natur von Software.

Das Fehlen der Schlüsselfunktionalität kann bedeuten, dass einige Benutzer das Programm völlig unbrauchbar finden. Kennt man sich beispielsweise nur mit grafischen Benutzeroberflächen aus, kann ein Befehlszeilenprogramm gegebenenfalls unmöglich zu bedienen sein. Kann man den dargestellten Bildschirm nicht sehen, kann ein Programm ohne Bildschirmleser unmöglich zu nutzen sein. Spricht man nur Griechisch, kann ein Programm mit Menüs und Meldungen auf Englisch unmöglich zu benutzen sein. Werden eigene Programme in Ada geschrieben, ist ein C-Übersetzer unmöglich zu benutzen. Es wäre unsinnig von jemanden zu verlangen, diese Barrieren selbst zu überwinden. Freie Software sollte die Funktionalität wahrlich bereitstellen, die man benötigt.

Freie Software sollte sie wirklih bereitstellen, aber der Mangel dieser Funktion macht das Programm noch nicht unfrei, denn es ist eine Unvollkommenheit, keine Unterdrückung.

Ein Programm unfrei zu machen, ist ein vom Entwickler begangenes Unrecht, das demjenigen Freiheit versagt, wer auch immer es benutzt. Der Entwickler verdient dafür die Verachtung. Es ist entscheidend, diesen Entwickler zu verachten, denn niemand sonst kann das Unrecht rückgängig machen, solange der Entwickler weiterhin damit fortfährt. Wir können ‑ und müssen ‑ versuchen, die Geschädigten durch Entwickeln eines freien Ersatzes zu befreien, aber wir können nicht das unfreie Programm frei machen.

Ein freies Programm ohne eine bestimmte wichtige Funktion zu entwickeln, muss nicht für jeden falsch sein. Es verhilft vielmehr zu einem Nutzen, aber nicht unbedingt den Nutzen, den alle brauchen. Niemand im Besonderen verdient deswegen Verachtung für das nicht Entwickeln der fehlenden Eigenschaft, da es jede Person, die dazu fähig ist, nachholen könnte. Es wäre sowohl undankbar als auch kontraproduktiv, die Autoren des freien Programms dafür auszuwählen und verantwortlich zu machen, einige zusätzliche Arbeiten nicht getan zu haben.

Was wir tun können ist anzugeben, dass die Fertigstellung der Aufgabe einige zusätzliche Arbeit erfordert. Das ist konstruktiv, denn es hilft uns jemanden davon zu überzeugen, diese Arbeit zu tun.

Wenn man denkt, eine bestimmte Erweiterung in einem freien Programm sei wichtig, sollte man bitte auf eine Weise darauf drängen, die unsere Mitwirkenden respektiert. Man sollte nicht die Personen kritisieren, die den ganzen nützlichen Quellcode beigetragen haben, den wir haben. Man sollte lieber nach einem Weg suchen, die Aufgabe zu vervollständigen. Man kann die Aufmerksamkeit der Programmentwickler auf die fehlende Funktion richten, wenn sie Zeit für die weitere Arbeit haben. Man kann anbieten, ihnen zu helfen. Man kann Personen rekrutieren oder Geldmittel aufbringen, um die Arbeit zu unterstützen.

Anmerkungen des Übersetzungsteams:

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